Durch die Feinheit unserer Sprache ist heute Selbst-Erlebtes mit vielen Worten mitteilbar. Ich sage zum Beispiel: «Ich bin achtsam, ahnungsvoll, albern, allein, alt, verändert, anders, angsterfüllt, ängstlich, verängstigt, ärgerlich, verärgert, barsch, verbissen, eingebildet, an jemanden oder etwas gebunden, verbindlich, eingebunden, mit jemandem oder etwas verbunden, verbittert, blickig, böse, gebrochen, ausgebrannt, (ganz) da, …» Was erlebst du in deinen Sinnen, im Körper und im Innern, wenn du dieses bist?
«Ich bin in einem Abenteuer, im Alter, in Angst, in der Arbeit, in Gedanken, in diesen Lebensbedingungen, unter Druck, unter dem Eindruck, in einer Depression, unter Eid, im Eifer, in Eile, …» Wenn du wirklich darin oder darunter bist, kannst du auch heraus- und hervortreten? Steht das Benannte um dich?
«Ich bin voller Abenteuer, voller Achtung, voller Angst, Ärger, Bitterkeit, Bosheit, Dankbarkeit, Bedenken, Geduld, Ungeduld, Eifer, Empörung, Energie, Freude, …» Wer hat es in dich hinein getan? Kannst du es selbst wieder herausnehmen?
«Ich habe Achtung vor jemandem oder etwas, eine Ahnung, Angst, Arbeit, Ärger, Bange, Bindungen, Verbindlichkeiten, einen Überblick, einen Brauch, ein Gebrechen, ein Brennen, Ausdauer, Bedenken, Gedanken, einen Verdienst, eine Bedingung, Lebensbedingungen, einen Drang, Druck, ein Drücken, einen Ausdruck (dafür), einen Eindruck von etwas, Toleranz, Geduld, …» Haben drückt Besitz aus. Wo hebst du es in dir auf? Kannst du es auch wieder weggeben? Die Sinne können diesen Besitz kaum begreifen…
«Ich empfinde Achtung für jemanden oder etwas, Geborgenheit, Verbundenheit, Bitterkeit, Dankbarkeit, Druck, Dumpfheit, Ehre, Ekel, Empörung, Enge, Gefahr, …» Ist dieses Empfinden ein Ausdruck des Körpers? Ist es ein Fühlen, eine Stimmung? Kommen diese Erleben² über die Sinne zu dir?
«Ich achte jemanden oder etwas, beachte etwas, ahne etwas, albere (herum), altere, ändere mich, verändere mich, ängstige jemanden, arbeite, ärgere jemanden, verärgere jemanden, atme, äußere mich, bange um etwas, entbehre etwas, bilde mir etwas ein, binde mich an jemanden, verbinde mich, verbittere, blicke auf etwas, überblicke etwas, blühe auf, brauche etwas oder jemanden, gebrauche etwas, breche mit etwas oder jemandem, breche (hier) ab, …» Geschieht dieses Tun von selbst? Oder hast du es dir zuvor vorgenommen?
«Ich mache eine Änderung, jemandem Angst, meine Arbeit, Ärger, eine Äußerung, mir einen Überblick, mir Gedanken, eine Bedingung, Druck, einen Eindruck, (hier) ein Ende, ernst, Erfahrungen, …» Wieder können die Sinne das Gemachte kaum begreifen? Hast du es nachher in deinem Besitz?
«Ich fühle mich geachtet, beachtet, albern, allein (gelassen), alt, verändert, anders, verängstigt, verärgert, geborgen, gebunden, eingebunden, verbunden, gebraucht, mich oder etwas in mir gebrochen, mich ausgebrannt, von dir bedacht, mich gedrängt, dumpf, beengt, geerdet, ernst genommen, dazu fähig, …» Ist es wirklich ein Gefühl?
«Es ändert (sich oder nichts), ängstigt mich, arbeitet in mir, ärgert mich, verärgert mich, äußert sich (auf diese Weise), bindet mich an jemanden, verbittert mich, bricht (mir das Herz), brennt, dauert, dient mir, bedrückt mich, …» Wer ist dieses ungreifbare Es, das dir diese Erleben beschert?
«Ich bin eine Abenteurerin, ein Abenteurer, eine Arbeiterin, ein Arbeiter, ein Bürger, eine Dame, ein Denker, eine Dichterin, ein Dichter, eine Dienerin, ein Diener, ein Ehrenmann, ein Anfänger, eine Erfinderin, ein Erfinder, eine Forscherin, ein Forscher, dein Freund, eine Geistliche, ein Geistlicher, ein Genie, …» Bist du es immer oder nur vorübergehend? Was änderst du in dir, damit du es bist?
«Ich spüre ein Abenteuer (in der Luft liegen), deine Achtsamkeit, eine (sich anbahnende) Veränderung, deine Angst, deinen Ärger, deinen Atem, unsere Verbundenheit, jemandes Blick auf mir ruhen, Bosheit, deine Dankbarkeit, einen Drang, einen Druck, Bedrücktheit, Ungeduld, deine Bedürftigkeit, deine Ehrlichkeit, …» Verwendest du den Ausdruck Spüren in deiner Sprache? Ist für dich ‹Spüren› ein Sinneseindruck (engl.: ‹to sense›)?
Es sind ziemlich genau tausend Worte, die in unserer Sprache ein überwiegend inneres Erleben benennen. «jahnna – das Buch der Menschen» veröffentlicht die Liste dieser Wörter des Erlebens erstmalig. Die ersten 21, alle, die mit dem Buchstaben ‹A› beginnen, sind:³
«Ich erlebe ein Abenteuer, (mein oder dein) Achten, Beachten, Achtsamkeit, Unachtsamkeit, Ahnen, Albernheit, Alleinsein, Alter, Ändern, eine Veränderung, Anderssein, Angst, Ängstlichkeit, Verängstigung, Arbeit, Ärger, Verärgerung, Atmen, etwas Äußeres, (mein oder dein) Äußern.»
Mitunter verwenden wir dieselben Worte in dieser Weise:
«Ich bin in einem Abenteuer, achtsam, unachtsam, albern, allein, im Alter, anders, ängstlich, verängstigt. Ich habe Achtung, eine Ahnung, dieses Alter, Angst, Arbeit, Ärger. Ich achte, beachte, ahne, albere (herum), altere, ändere (etwas oder mich), ängstige (mich oder jemanden), arbeite, ärgere (mich oder jemanden), atme, äußere (mich oder etwas).»
Tun-Tipp: Beginne mit einfachen inneren Erlebnissen wie ‹Ärger›, ‹Eile›, ‹Zweifel› und ‹Zeitdruck›, erlebe es bewusst und untersuche das Geschehen in den einzelnen Strömen: ist es überwiegend ein Sinneseindruck, Körperempfinden, Fühlen, Denken oder Spüren? Ein Gemisch von allem? Was genau geschieht in den Sinnen, im Körper, in deinem Fühlen und Denken? Wo ist in diesem Erleben deine Aufmerksamkeit und wie weit ist dein Bewusstsein?
Tun-Tipp 2: Erforsche anhand der Ströme diejenigen Erleben², die dich bewegen und dir bedeutsam erscheinen: Was erlebst du z. B. in Gesundheit, Wohlstand, innerem Frieden, Glück, Erfüllung, Erfolg, Klarheit? Was ist Krankheit, Stress, Leid, Leiden, Erschöpfung, Unlust, Verlorenheit, Umfangenheit, Scham, Sucht, ein Bedürfnis, Halt, Aufregung, Müssen, Sollen, Macht, Stärke, Stolz, Verletztheit? Wie wahr und wirklich ist Liebe, Geliebt-Werden und Lebendigkeit?
PS: Erleben macht niemals eine Pause, von daher ist auch in jedem Tun ein Erleben zu finden.
1 und 2: Diese Anmerkungen sind als Link durch Klicken auf die hochgestellte Ziffer im Text erreichbar.
3: Der Duden enthält unter dem Buchstaben ‹A› derzeit etwa 5700 Einträge. Worte des Erlebens sind diejenigen, bei denen die Verwendung: «Ich erlebe …» sinnvoll ist und es sich um ein überwiegend inneres Erleben handelt.
Umgangssprachlich sage ich nicht: «Ich erlebe einen Aal, Aceton, eine Achse, eine Acht, Ackerbau, einen Atlas, …» Diese sind zumeist im Denken zusammengefasste Sinneseindrücke.
Umgangssprachlich ist z. B. «Achselzucken» erlebbar. Von den vielen Worten für Geschehnisse im Körper und spezielle Körperempfindungen sind nur einige exemplarisch in die Liste aufgenommen.
Umgangssprachlich erlebe ich einen «Achsbruch» und ein «Achtelfinale». Dieses sind überwiegend Sinneseindrücke, die jedoch mit einem inneren Erleben einhergehen.
Auch ‹Arbeit› ist ein überwiegend inneres Erleben, denn das allergleiche Tun kann für den einen ein reines Tun und den anderen ‹Arbeit› sein.
Die Worte, die ein Einwirken auf Mitmenschen beschreiben, wie z. B.: «missachten, verachten, verbannen, einbrechen, Verbrechen, Brutalität, kleindenken, aufdrängen, eindringen, drohen, androhen, …» sind im Buch in einer separaten Liste gesammelt, siehe Abschnitt: «dein Tun ist mein Erleben». Es ist hilfreich, die Untersuchung des Erlebens in sich selbst ruhend zu beginnen ;-)
Die Liste ist alphabetisch nach dem Stammwort ohne Vorsilbe sortiert: «Abenteuer, Achten, Achten-be, Achten-sein, Achten-sein-un, ahnen, albern, allein, altern, ändern, ändern-ver, anders, Angst, ängst-lich, ängstigen-ver, arbeiten, ärgern, ärgern-ver, Atmen, Außen, äußern, …» Diese Art der Sortierung fügt verwandte Worte zusammen: «Ich erlebe mein Stehen, einen Abstand, Anstand, einen Gegenstand, einen Missstand, Stillstand, einen Umstand, Verstehen, Verständnis, einen Zustand, Zuständigkeit, …»
Die aus dem Lateinischen, Griechischen, Französischen und Angelsächsischen stammenden Worte, wie zum Beispiel ‹Aktivität›, ‹Charakter›, ‹souverän› und ‹Fitness›, sind unter ihrem übersetzten Wortstamm einsortiert: Aktivität (lat.) = treiben; Charakter (grch.) = Gepräge, prägen; souverän (frz.) = beherrschen; Fitneß (engl.) = passen, sich eignen.
Die ‹Losigkeiten› in unserer Sprache, wie zum Beispiel: ‹achtlos›, ‹arglos›, ‹ehrlos›, ‹maßlos›, ‹ratlos›, … sind nicht in die Liste aufgenommen, da Nicht-Vorhandenes kaum erlebbar ist und es sich somit in der Regel vor allem um ein Denken handelt. Wo jedoch ist der Erleber in der ‹Bewusstlosigkeit›?
veröffentlicht am 2.5.2016, letzte Änderung am 15.10.2016 um 12:30 Uhr
die weltweit erste Veröffentlichung der Liste der Worte des Erlebens
Christoph Steinbach und Jaipur
412 Seiten, gebunden, mit 22 Zeichnungen des Verfassers
22,98 € versandkostenfrei in DE, +2,99 € für AT und CH